Populationsstützung für gefährdete Offenlandarten
Ziel aller unserer Vorhaben im botanischer Artenschutz ist es, vom Aussterben bedrohte Arten durch Erhöhung der Pflanzenbestände zu unterstützen. Das wiederum soll zu einer langfristigen Stabilisierung am natürlichen Standort führen.
Seit 2013 werden im Rahmen der Richtlinie Natürliches Erbe (NE) Projekte realisiert. Im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge waren das „Bestandsstützende Maßnahmen für den Erhalt von 19 Zielarten wechselfeuchter und trockenwarmer Standorte“ (2013 bis 2015), das Folgeprojekt für 11 Pflanzenarten im Rahmen der Förderrichtlinie NE/2014" (2016 bis 2018) und seit Mai 2019 das Projekt „Bestandsstützung für vier vom Aussterben bedrohte Pflanzenarten“.
Hier werden die Bestandsstützungen für vier Arten aus den vorangegangenen Projekten weitergeführt: Teils auf denselben Flächen, um eine ausreichende Anzahl Individuen zu etablieren, teils auf weiteren geeigneten Flächen.
Für die Stromtalarten Fluß-Greiskraut (Senecio sarracenicus) und Wiener Blaustern (Scilla vindobonensis) werden neue Standorte innenhalb ihres Verbreitungsareals im Elbtal initiiert. Bei der diesjährigen Kontrolle der bisher durchgeführten Bestandsstützungen des Wiener Blausterns leuchteten erstmals Blüten aus der Pflanzung von 2014 aus dem Grün.
Der Wiener Blaustern: Ertste Blüte nach 5 Jahren! (Foto: Silvana Eger, UZD)
Für die Färberscharte (Serratula tinctoria) sind auf fünf Mittelgebirgswiesen des Naturschutzgebietes um Oelsen Bestandsstützungen vorgesehen.
Etwas heikel bleibt das Gelbe Bergveilchen. Als Eiszeitrelikt hatte die Art in den kühlen feuchten Schluchten des Kirnitzschtals bisher ihr Rückzugsgebiet. Die anhaltende Trockenheit, die höheren Temperaturen, die durch den Borkenkäferbefall absterbende Bäume verändern stark das Mikroklima an diesen Standorten.
Entnehmen - Vermehren - Ausbringen: ein Jahre andauernder Prozess
Für Populationsstützungen werden am Naturstandort Samen entnommen, Jungpflanzen angezogen und am Herkunftsstandort oder auf geeigneter Fläche im selben Verbreitungsgebiet wieder ausgebracht. Die Arten- und Standortauswahl erfolgt dabei in enger Abstimmung mit den zuständigen Naturschutzbehörden. Von einigen Arten wie dem Gelben Bergveilchen oder dem Gottes-Gnadenkraut sind nur noch so wenige Pflanzen vorhanden, dass dieses Prozedere mehrere aufeinanderfolgende Jahre ausgeführt werden sollte, um eine ausreichend große Anzahl an Jungpflanzen ausbringen zu können.
Ausbringung des Gelben Bergveilchens im Kirnitzschtal, Foto: UZD
Ergebnisse = Erfolge?
Die Überlebensraten können nach dem ersten bzw. zweiten Jahr nach den Ausbringungen sehr unterschiedlich ausfallen. Das Etablieren der Pflanzen hängt von vielen Faktoren ab, hauptsächlich aber von den passenden Standortbedingungen, dem Pflegeregime, den Witterungsverhältnissen des Jahres und nicht zuletzt dem Vorhandensein von Fressfeinden: Schnecken, Mäuse, Wildschweine, Insekten. Eine besondere Herausforderung sind die trockenen Frühjahrs- und Sommermonate.
Erfolgreich verlaufen ist eine Bestandsstützung erst, wenn sich die ausgebrachten Pflanzen langfristig etablieren, die Population stabil und eine Naturverjüngung (Jungpflanzen aus generativer Fortpflanzung) nachweisbar ist. Ob und in welchem Umfang die Pflanzen sich etablieren, kann nur das Monitoring der folgenden Jahre belegen.
Bergklee aus "ex situ"-Bestand oder: Jungpflanzen nach ihrer Ausbringung am ursprünglichen Fundort der "Elternpflanzen". Foto: Silvana Eger, UZD
Ehemalige Friedhofsgärtnerei als Saatgutbank
In der Außenstelle Friedrichstadt des Umweltzentrum Dresden, in der ehemaligen Friedhofsgärtnerei werden die Jungpflanzen für die Naturschutzprojekte angezogen. Parallel dazu werden seit 2014 Erhaltungskulturen gefährdeter Arten angelegt. Mit einer Größe zwischen 180 und 230 Exemplaren je Art entsprechen die Kulturen den Anforderungen genetischer Vielfalt einer Ex-situ- Kultur. Diese dienen nun als Saatgutquelle für unsre Projekte und/oder werden anderen Naturschutzprojekten zur Verfügung gestellt.
Die Färberscharte in der "Kinderstube" der Gärtnerei für die Artenschutzprojekte des Umweltzentrums Dresden, Foto: Silvana Eger (UZD)