oder was der Verfügungsfonds Westlicher Innenstadtring kann
Gibt es Geld von Fördermittelgebern, verbergen sich häufig auch die besten Ideen hinter sehr sperrigen Begriffen: Was bitte um alles in der Welt ist ein VERFÜGUNGSFONDS oder konkret der Verfügungsfonds Westlicher Innenstadtring? Auf den Punkt gebracht, ist das eine größere Summe öffentlichen Gelds, die für kleinere Projekte im Stadtteil (hier: Westlicher Innenstadtring, zu dem Teile der Friedrichstadt und der Wilsdruffer Vorstadt gehören) zur Verfügung steht. Wer dieses Geld bekommt, entscheidet – und das ist der eigentliche Charme - nicht mehr die Stadt(verwaltung) allein, sondern ein Gremium bestehend aus Mitgliedern der Stadtverwaltung, aber vor allem auch aus ortsansässigen Initiativen. Gefördert werden können ganz vielfältige, kleine oder große, am besten aber sehr konkrete, praktische Ideen, die dem Stadtteil/den Stadtteilen zu Gute kommen.
Im Folgenden sind gute Beispiele aufgeführt, die bereits über den Verfügungsfonds gefördert werden konnten und die Ihnen als Inspiration dienen sollen, uns Ihr eigenes Projekt vorzustellen. Wichtig ist: Sie können sich als Initiative, aber auch als Privatperson für dieses Geld bewerben; was zählt, ist die Idee und deren positiver Effekt auf die Entwicklung des Stadtteils.
In die Rösslstube, eine der jüngsten Konzertlocations in Dresden, kommen Bands aus aller Welt und spielen umsonst! Miete und Gema-Gebühren fallen trotzdem an und können mit dem Verfügungsfonds gestemmt werden.
Projekt: Konzerte im Stadtteil
Antragsteller: Friedrich Rössl e.V.
Idee und Umsetzung:
Mehrmals im Monat gibt es Livemusik in der urigen Vereinskneipe des Friedrich Rössl e.V. auf der Friedrichstraße. Bands aus dem In- und Ausland spielen hier kostenfrei und, da der Laden nicht viel Platz bietet, nur vor wenigen Zuschauern. Knackpunkt für das durchaus sehr ambitionierte Kulturprogramm im sonst eher ruhigen Stadtteil waren in der Anfangsphase daher die anfallenden Gema-Gebühren, die mit Hilfe des Verfügungsfonds gestemmt werden können.
Projekt: Friedrichstädter Stadtteilfest
Antragsteller: riesa efau. Kultur Forum Dresden e.V.
Idee und Umsetzung:
Das Fest findet jährlich statt, und seit seinem Jubiläum 2015 auch mit Mitteln aus dem Verfügungsfonds. Die Entscheider*innen befanden: Das Geld ist gut angelegt, denn jährlich folgen über 2.000 Besucher dem Aufruf der Organisatoren und genießen die entspannte und glücklicherweise kaum kommerzielle Atmosphäre am, im und um das Riesa efau.
Organisiert wird das traditionsreiche Stadtteilfest durch den "riesa efau Kultur Forum Dresden", der Mobilen Arbeit Friedrichstadt (MAF) sowie vielen weiteren Helfer*innen vor allem aus dem Stadtteil. Mit zahlreichen Ständen, Aktionen und Projekten stellen sich den Friedrichstädtern und Gästen von 14 bis 18 Uhr soziale und kulturelle Träger sowie Gewerbetreibende vor und kommen miteinander ins Gespräch.
Projekt: Kopfgeld auf J.L. Bramsch
Antragsteller: Quartier Friedrichstadt e.V.
Idee und Umsetzung:
1920 errichteten die Angestellten der Presshefe- und Spirituosenfabrik Bramsch anlässlich des 100. Firmenjubiläums ein Denkmal für Johann Ludwig Bramsch, der das Unternehmen zur führenden Spirituosenfabrik Sachsens ausgebaut hatte. 1954 musste das Denkmal dem Bau der neuen Betriebskantine weichen und wurde erst während der Erschließungsarbeiten des neuen Wohngebietes »Am Bramschkontor« im Jahr 2012 auf Initiative des Quartier Friedrichstadt e. V. und mit Hilfe der TLG Immobilien GmbH wieder entdeckt und aufgestellt. Lange verschollen blieb jedoch das originale Porträt-Relief von Johann Ludwig Bramsch. Erst 2015 tauchte es nach intensiver Sucher wieder auf. Mit Hilfe privater Spenden und mit Mitteln aus dem Verfügungsfond wurde 2016 eine Kopie des Original Bronzereliefs angefertigt und in den Stein eingefasst. Das Denkmal kann Am Bramschkontor bewundert werden, Bänke laden zum Verweilen ein.
Projekt: Familiengrab auf dem Inneren Matthäusfriedhof
Antragsteller: Quartier Friedrichstadt e.V.
Idee und Umsetzung:
Das Familiengrab der Industrieellenfamilie Bramsch gehört zu den auffälligen Wandgräbern auf dem Friedhof direkt hinter der Matthäuskirche, ist aber in einem sehr heruntergekommenen Zustand. Die Komplettsanierung wird einen fünfstelligen Betrag kosten, da insbesondere der Sandstein stark versalzt ist. In einem ersten Schritt konnte durch Spenden und mit Mitteln aus dem Verfügungsfonds das Bramschrelief gereinigt und entsalzt werden. Zudem wurde die Beschriftung neu vergoldet, so dass der Text für Besucher nun wieder gut lesbar ist.
Nimm ein Buch, bring ein Buch! Der Bücherschrank Am Bramschkontor wird täglich rege genutzt.
Projekt: Bücherschrank im Wohngebiet
Antragsteller: Initiative ManegeF
Idee und Umsetzung:
Mit ausgesuchten Ideen möchte die „ManegeF“, eine lose Gruppe aus Friedrichstädtern, das Bramschquartier beleben, die strenge, neu entstandene Architektur mit kleinen Ergänzungen im öffentlichen Raum auflockern, z. B. mit Kunst im öffentlichen Raum, einmaligen Aktionen, Workshops, Skulpturen, Musik....
Ein erstes sichtbares Element gibt es bereits: den öffentlichen, rege genutzten Bücherschrank auf Höhe des Quartiersplatzes Am Bramschkontor, der das bislang trostlose Areal aufwertet und zum Verweilen einlädt. Motto: „Nimm ein Buch, bring ein Buch“.
Dresdner Künstlerin für Dresdner Künstlerin: Gudrun Trendafilov gestaltete diesen Gedenkstein für Paula Modersohn-Becker
Projekt: Ehrung für Paula Modersohn-Becker
Antragsteller: Freundeskreis Paula Modersohn-Becker
Idee und Umsetzung:
Paula Modersohn Becker, am 8. Februar 1876 in der Friedrichstadt geboren, war eine Künstlerin, die mutig und selbstbewusst angeregt ganz neue Wege in der deutschen Malerei beschritt, angeregt durch die führende Pariser Malerei des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Ihr Geburtshaus in der Schäferstraße existiert zwar nicht mehr, sie verbrachte jedoch 8 Jahre ihrer Kindheit in der Friedrichstraße 46. Ein von der Dresdner Künstlerin Gudrun Trendafilov geschaffenes Sandsteinrelief erinnert an der Mauer vor der Hausnummer nunmehr an die Künstlerin.
Projekt: Lastenrad Friedrich und Lastenanhänger Wilde Hilde
Antragsteller: ADFC Dresden e.V.
Idee und Umsetzung:
Friedrich ist ein zweirädriges, sehr leichtes Lastenrad und transportiert klimafreundlich und ressourcensparend bis zu 100 kg Lasten – eine echte Alternative für den großen Wochenendeinkauf oder den kleinen Umzug. Wilde Hilde ist ein Lastenanhänger mit Elektrounterstützung für superschwere und große Lasten. Gezogen wird sie vom gutmütigen Henry. Beide können kostenfrei über den ADFC im Stadtteil ausgeliehen werden.
www.friedafriedrich.de
Projekt: Bücherschrank auf der Schützengasse
Antragsteller: Umweltbibliothek im Umweltzentrum Dresden e.V.
Idee und Umsetzung:
Auch auf der Schützengasse gibt es nun seit 2017 einen Bücherschrank. Betreut wird er von der Umweltbibliothek des Umweltzentrums, er steht aber allen Bewohner*innen und Besucher*innen des Stadtteils offen und soll vor allem auch den Platz zwischen Musikhochschule und Umweltzentrum beleben.
Projekt: Markt- und Kunstschauer Adlergasse
Antragsteller: Marktschwärmer Dresden
Idee und Umsetzung:
Der Platz zwischen Motorenhalle und Runder Ecke dient seit Jahren diversen Kulturveranstaltungen als Open Air Space und seit 2017 ist er auch der erste öffentliche Bio-Marktplatz des Stadtteils. Jeden Donnerstag zwischen 17.00 und 19.00 Uhr gibt es hier regional erzeugte, frische Lebensmittel regionaler Klein- und Kleinsterzeuger, die man vorher online bestellt. Damit der Markt auch in der kalten Jahreszeit ein Dach über dem Kopf hat und der Austausch von Erzeuger*innen und Kund*innen wetterunabhängig und ungestört stattfinden kann, wurde das Dach, bis dato aus dünnen Folien bestehend nun durch ein stabiles und haltbares Metalldach ersetzt.
Projekt: Schließfächer für Künstler*innen
Antragsteller: riesa efau. Kultur Forum Dresden e.V.
Idee und Umsetzung:
Der Neubau des Riesa efau bietet ein überwältigendes Kursprogramm. Leider gab es aber keinen sicheren Platz für Jacken, Taschen und klingelnde Handys. Mit Hilfe des Verfügungsfonds sind nun all die während der Kurse entbehrlichen Dinge sicher in Schließfächern unterzubringen, und die Kreativität hat mehr Raum.
Am 12. Mai 2015 wurde durch den Ortsbeirat Dresden Altstadt die Einrichtung eines Verfügungsfonds im Stadtumbaugebiet "Westlicher Innenstadtrand" beschlossen.
Mit dem Fonds können kleinere investive und sozial-kulturelle Projekte (mit)finanziert werden.
Initiativen, Vereine, Institutionen und Einzelpersonen können eine Förderung ihres Projektes im Rahmen des Verfügungsfonds des Stadtumumbaugebietes Westlicher Innenstadtrand beantragen. Gefördert werden alle Arten von Projekten die gewährleisten, dass die Maßnahmen einen Mehrwert in den Stadtteilen Wilsdruffer Vorstadt und Friedrichstadt erzeugen.
Es sollen vordringlich kurzfristig umsetzbare Maßnahmen unterstützt werden, die einen nachweisbaren, nachhaltigen Nutzen für das Fördergebiet, insbesondere den Innenstadtbereich haben.
Gefördert werden zum Beispiel:
• Maßnahmen zur Verbesserung der Vernetzung der beiden Teilbereiche Historische Friedrichstadt und Wilsdruffer Vorstadt
• Maßnahmen zur Öffentlichkeitsarbeit und Verbesserung der freiwilligen Bürgerbeteiligung
• Maßnahmen zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität im Hinblick auf eine familienfreundliche und generationsübergreifende Gestaltung des Wohnumfeldes
• Maßnahmen zur Imageaufwertung des Fördergebietes Maßnahmen zur Stärkung der Akteure vor Ort Maßnahmen/Aktionen/Workshops
Anträge können von Privatpersonen, Vereinen, Initiativen oder auch Unternehmen gestellt werden.